Hallo Dietrich,
ich verstehe Deine "Denke". Viele sehen das so. Das ist ein Produkt aus zweckoptimistischem Wunschdenken (nur zu menschlich) und stark durch die offizielle Propaganda der deutschen Medien beeinflußt, die ihrerseits primär die Positionen ihrer "Herren" deutscher Staat und Industrie vertreten.
Versuche einmal alle vorgefaßten Meinungen auszublenden und nur mit nachprüfbaren Fakten ein Bild zu schaffen. Wenn man etwas nicht genau weiß, weil einfach die Informationen offensichtlich wohlweislich nicht oder nur stark verschleiert zur Verfügung gestellt werden, helfen nach meinen Erfahrungen folgende Denkschemen weiter:
"Qui bono?" Wenn nützt es?
Wenn von Seiten Politik und Staatsapparat etwas extrem falsch läuft, kann es nur bis zu einem gewissen Punkt grobe Unfähigkeit sein - jenseits davon ist es definitiv Korruption.
Die Funktion der Demokratie und auch der Einfluß der Politik (wenn sie denn guten Willens wäre, freilich selten der Fall ist) wird allgemein überschätzt. Da geht es um Macht, Geld, Pfründe und Besitzstandsicherung, bei welchem der deutsche Staatsapparat seine eigenen Interessen verfolgt. Dieser Beamtenfilz ist unter dem Deckmantel Gewaltenteilung demokratisch weder kontrollier- noch angreifbar.
Ich möchte keine vorgefertigten Schlußforderungen liefern, sondern nur dazu anregen, einmal unorthodoxe Denkansätze zu probieren.
Geiz ist geil - Mentalität:
Das ist nicht die Ursache, sondern die Folge einer verfehlten bzw. auf kurzfristigen Profit ausgelegten Preis- und Qualitätspolitik deutscher Unternehmen. Die haben vor Jahren angefangen, ihre Kunden zu verar...en. Schlechte Qualität, hohe Preise auf der Basis des alten Markenimages, schlechter und überteuerter Kundendienst, "Erpresserkonstruktionen", die zur Nutzung des unternehmenseigenen überteuerten Kundendienstes und dessen Ersatzteilversorgung zwingen sollen.
Beispiel:
Eine Waschmaschine eines namhaften deutschen Herstellers, die mal fast 2000 Mark gekostet hat, fällt nach wenigen Jahren aus. Ursache: mangelhafte Qualität, Unterdimensionierung. Nehmen wir an, das Trommellager ist defekt. Früher kam das selten vor und wenn doch, war eine einigermaßen preisgünstige Reparatur möglich. Heute muß der halbe Bottich gewechselt werden, der nicht mehr aus Edelstahl, sondern aus Kunststoff besteht und in den die Lager und Dichtringe eingeklebt sind. Das Teil gibt es natürlich nur beim Hersteller - da läuft nichts mit ein paar neuen Kugellagern und Wellendichtringen aus dem Maschinenbauhandel. Die Rechnung übersteigt die Kosten einer sogen. Billig-WM aus dem Blödmarkt deutlich. In 2...3 Jahren ist es wieder kaputt - oder eben etwas anderes. Mit Preisen jenseits von gut und böse: Eine poplige Laugenpumpe kostet bei Bosch/Siemens ca. 80 Euro. Es ist Murks, der konstruktionsbedingt nicht lange halten kann, besonders wenn Sand in der Wäsche ist - bei Arbeitskleidung oder Kindersachen ja wohl kaum zu vermeiden. Mit Anfahrt und Stundenlohn eines Technikers sind dafür schnell 250 Euro verbrannt. Für 299,- gibt es eine neue WM mit 2...3 Jahren Garantie.
Welche Entscheidung wird die technische unbedarfte Hausfrau wohl in Zukunft treffen?
Das Beispiel Waschmaschine ist absichtlich gewählt: Kein Interesse des durchschnittlichen Kunden an technischen Details über die Funktion hinaus, kein Imagedenken wie etwa beim Auto (das Ding steht eh im Keller...), relativ hoher Preis.
Mitleid mit deutschen (Groß-) Unternehmen ist m.E. in aller Regel nicht angemessen. Nicht solange sie so ein Geschäftsgebahren an den Tag legen. Trauig ist, daß da auch immer deutsche Arbeitsplätze und Schicksale dran hängen.
Von den wenigen Premiumprodukten, die Du angesprochen hast, kann Deutschland nicht leben. Das sind zunehmend Nischenprodukte, die sich gerade in Deutschland immer weniger Leute leisten können.
In vollem Umfang Recht gebe ich Dir bzgl. Konsumterror und Verblödung a la USA.
@ Homeworker:
Es ist beeindruckend, wie unbürokratisch und mit welcher Wirtschaftskraft es in den chinesischen Sonderwirtschaftszonen voran geht. Das wäre in Deutschland schon auf Grund der Gier und Bürokratie des Staates so nicht möglich.
Zu den Löhnen.
"Entscheidend ist, was hinten raus kommt." sagte einstmals Birne. Da hatte Kohl (sicher unfreiwillig) einmal voll ins schwarze getroffen. 12,5% der deutschen Arbeitnehmer sind irgendwie beim Staat beschäftigt. Vorsicht mit Vergleichen, die von den "Staatsfans" immer gern vorgetragen werden. In beispielsweise den USA (m.W. 16%) zählen auch Berufe wie Busfahrer, Postangestellter und Straßenkehrer dazu - was in D lange ausgelagert wurde. Es handelt sich also weitgehend um Bürokratie, Staatsschutz nach innen und außen sowie das Bildungswesen. Ca. 1/3 der deutschen Wirtschaftskraft wird benötigt, um diesen Wahnsinn rein von den Personalkosten zu finanzieren - von den Mitteln, die sie so durchbringen gar nicht zu reden. Die offiziell zugegeben Staatsquote liegt bei 53 oder 54%. Zweckkosmetik - sage ich. Unabhängige Wirtschaftswissenschaftler rechnen glaubhaft vor, daß die Quote deutlich über 70% liegt. Wenn man die vergleichsweise hohen deutschen Löhne unter diesem Blickwinkel sieht, ergibt sich schon ein ganz anderes Bild.
Das ganze wird recht politisch. Sagt mir, wenn das nicht paßt. Eigentlich wollte ich eine Geschichte über die Aufzucht und Hege von Akkus erzählen...
Gruß
Thomas